Studientag in Sant’Anselmo: Überlegungen zur monastischen Nutzung des Internets
Das Kolleg Sant’Anselmo veranstaltete seinen Studientag im Herbst zum Thema „Per un uso monastico di Internet?“. Die Soziologin Isabelle Jonveaux hielt zwei Vorträge, die zur Reflexion darüber anregten, wie digitale Medien das heutige monastische Leben prägen.
30 Oktober 2025
Am Samstag, den 25. Oktober, fand im Kolleg Sant’Anselmo der Studientag des Wintersemesters statt, an dem mehr als hundert dort lebende Mönche und Ordensleute teilnahmen. Thema des Tages war "Per un uso monastico di Internet?" ["Eine monastische Nutzung des Internets?"] – eine Frage von wachsender Bedeutung für monastische Gemeinschaften weltweit: Wie können digitale Medien in das Ordensleben integriert werden, ohne dessen grundsätzliche Ordnung zu gefährden?
Prior P. Brendan Coffey OSB, der den Tag koordinierte und als Moderator fungierte, stellte die Referentin vor, Professorin Isabelle Jonveaux. Frau Prof. Joveaux ist Religionssoziologin und Professorin an der Universität Freiburg und führt seit zwei Jahrzehnten Feldforschungstudien über das monastische Leben in Europa und Afrika durch. Eines ihrer Forschungsgebiete betrifft den Einfluss des Internets und der sozialen Medien auf Ordensgemeinschaften.
Professorin Jonveaux hielt ihren Vortrag auf Italienisch in zwei Teilen. Der erste Teil befasste sich mit der Frage, wie der Internetgebrauch mit zentralen Elementen des monastischen Lebens zusammenspielt– mit dem Gemeinschaftsleben, der Klausur und dem geistlichen Leben. Anhand soziologischer Daten aus verschiedenen monastischen Kontexten zeigte sie einen allmählichen Wandel vom gemeinschaftlichen zu einem stark individuellen digitalen Zugang auf, insbesondere durch Smartphones. Diese Entwicklung, so argumentierte sie, erfordere neue Formen persönlicher Verantwortung und gemeinschaftlicher Unterstützung, um die monastische Lebensweise zu bewahren.
Nach der ersten Sitzung teilten sich die Bewohner des Kollegs in kleine Gruppen nach Dekanien auf, um zu diskutieren. Dieses Format ermöglichte es Mönchen verschiedener Kongregationen und Kulturen, Perspektiven aus ihren Heimatklöstern einzubringen. Die Gespräche würdigten sowohl die Vorteile der digitalen Kommunikation – etwa die Möglichkeit, den Kontakt innerhalb der weltweiten benediktinischen Familie zu pflegen – als auch die Herausforderungen durch Ablenkung, Verlust der Stille und das zunehmende Verschwimmen der Grenzen zwischen Klausur und Außenwelt.
Der zweite Vortrag widmete sich der Online-Präsenz monastischer Gemeinschaften, insbesondere in den sozialen Medien. Frau Prof. Jonveaux untersuchte die Chancen und Risiken digitaler Sichtbarkeit, einschließlich der Fragen persönlicher Darstellung, gemeinschaftlicher Identität und Glaubwürdigkeit in einer Medienkultur, die stark von Selbstdarstellung geprägt ist. Sie regte zu einer sorgfältigen Reflexion darüber an, wie eine genuin monastische Stimme in der schnelllebigen Welt der sozialen Medien erhalten bleiben kann.
Es folgte eine Plenardiskussion, in der praktische Fragen zu Ausbildung, pastoralen Erwartungen und gemeinschaftlichen Richtlinien für die Internetnutzung aufkamen. Nach der Veranstaltung sagte Prior P. Brendan: „Es war wirklich eine bereichernde und gelungene Erfahrung. Ich möchte meine Einladung an die Dekane erneuern, diese Reflexion in den kommenden Wochen fortzusetzen.“
Der Studientag unterstrich die Bedeutung eines kontinuierlichen Unterscheidungsprozesses, während monastische Gemeinschaften sich mit einer digitalen Welt auseinandersetzen, die Kommunikations-, Arbeits- und Beziehungsformen tiefgreifend verändert. Sant’Anselmo beabsichtigt, diese Reflexion fortzusetzen, verwurzelt in der benediktinischen Suche nach Maßhaltung und in der discretio, die das monastische Urteilsvermögen leitet.





