Der heilige Benedikt

Benedikt von Nursia war ein Mönch und Abt, der im 5. und 6. Jahrhundert n. Chr. lebte. Er gründete mehrere Klöster und verfasste eine Klosterregel, die für das westliche Mönchtum grundlegend wurde. Die katholische Kirche verehrt ihn als Schutzpatron Europas.

Die wichtigste Quelle zu Benedikts Leben sind die Vier Bücher der Dialoge, die Papst Gregor der Große 593/594 n. Chr. verfasste. Das zweite Buch ist ganz Benedikt gewidmet und zeigt seine persönliche spirituelle Reise und porträtiert ihn als großen Asketen, prophetischen Mönchsführer und Klostergründer, als Autor einer Regel und Wundertäter. Der Text steht in der Tradition hagiographischer Schriften und interessiert sich mehr für spirituelle Fakten als für biographische Details. Besonderes Augenmerk wird auf Szenen gelegt, die an die großen biblischen Figuren erinnern, insbesondere an die Propheten Elija und Elisa.

Die Regel des Heiligen Benedikt

Die Mönchsbewegung, die im 3. Jahrhundert in Ägypten und Syrien begann und sich bald bis in den westlichen Mittelmeerraum ausbreitete, verwendete und produzierte Texte aller Art: Heiligenleben, klösterliche Reiseberichte, Beschreibungen klösterlicher Institutionen und Predigten oder Vorträge zu spirituellen Themen. Im 4. Jahrhundert entstand ein neuer Texttyp: die Mönchsregeln. Sie legten die grundlegende Organisation einer Klostergemeinschaft fest, gaben dem Abt und anderen Amtsträgern Richtlinien und erläuterten den Mönchen spirituelle Prinzipien. Ihre Autoren erhoben keinen Anspruch darauf, originelle Texte zu verfassen: Sie kopierten von anderen Regeln, auf die sie gestoßen waren, und bereicherten und entwickelten so eine Tradition, deren Ziel nicht literarische Auszeichnung war, sondern die Bereitstellung eines nützlichen Handbuchs für Äbte und Mönche.

Der Benediktinerorden im Laufe der Jahrhunderte

Als Gründungsjahr des Klosters Montecassino gilt traditionell das Jahr 529 n. Chr. durch den Heiligen Benedikt. Er starb dort um das Jahr 547 und wurde dort auch begraben. Einige Jahrzehnte später wurde das Kloster zerstört und lange Zeit nicht wieder aufgebaut. Die Klostergemeinschaft und die lebendige Tradition Benedikts schienen verschwunden.